
Insular. Salzig. So anders.
„Bleibt länger als nur einen Tag auf Pellworm!“
Nach dem Trifun ist vor dem Trifun. Die neuen Macher des Triathlons im Wattenmeer sind sehr zufrieden mit ihren Einstand, mit der Rekordanmeldezahl und den vielen Helfern. Ein Interview mit Simone Jansen und Tina Rathjen.
Mit ein bisschen Abstand zu Eurem ersten Trifun Ende August: Wie aufgeregt ward Ihr?
Die letzten Tage unmittelbar vor dem großen Tag wurden wir immer kribbeliger. Speziell die Stunden vor dem Start waren wir schon ein bisschen angespannt.
Die Orga hat top geklappt, sagen die Wiederholungstäter, die Triathleten, die seit vielen Jahren nach Pellworm kommen zum Schwimmen, Radfahren und Rennen. Gab’s auch Kritik?
Nur Kleinigkeiten. Zum Beispiel das Hochwasser, das in der Wechselzone stand – aber Wasser, das auch mal weiter als gewöhnlich das Ufer überflutet: das gibt’s auf einer Insel mitten im Wattenmeer halt regelmäßig.
Was kann besser laufen als 2025? Noch ein bisschen besser.
Wir sind sehr zufrieden – aber wir wollen versuchen, die Tontechnik zu verbessern.
Wollt Ihr grundsätzlich was ändern?
Der Trifun bleibt der Trifun – wir könnten uns aber vorstellen den Fun-Charakter des Triathlons noch etwas zu betonen. Vielleicht wird 2026 nicht nur die schnellste Staffel geehrt, sondern auch die lustigste.
Welche Punkte stehen auf der Liste mit der Manöverkritik vom Trifun-Abend?
Das bleibt vorerst unser Betriebsgeheimnis.
Ihr habt gleich mit einer Rekord-Anmeldezahl losgelegt: rund 360 Sportlerinnen und Sportler. Ist mehr möglich?
Die Veranstaltung ist mit Blick auf die Zahl der Triathletinnen und Triathleten ziemlich ausgereizt. Mehr sollten es nicht werden.
Also rundum zufrieden?
Ja. Es ist doch schön ausgebucht zu sein.
Eure Vorgänger, die Trifun-Erfinder Dierk, Detlef und Hans, haben sinngemäß immer gesagt: nach dem Trifun ist vor dem Trifun.
Stimmt, die Planungen für 2026 laufen längst schon wieder. Noch sind wir komplett tiefenentspannt. Aber das ändert sich bestimmt wieder, je näher der Trifun-Termin kommt.
Der Trifun im kommenden Jahr findet so spät wie selten statt: am Samstag, 29. August. Früher war kein Termin zu finden?
Der Termin ist ja in erster Linie abhängig vom Tide-Kalender. 2026 passt tatsächlich kein anderer Termin. Es muss ein Samstag sein. Und Hochwasser muss am frühen Nachmittag sein, wegen des Starts der Schwimmer, und weil viele Triathleten erst am Veranstaltungstag mit der Fähre kommen und Pellworm auch wieder verlassen wollen.
Ihr drei Organisatoren seid alle sportlich unterwegs. Wollt Ihr auch mal wieder starten beim Trifun? Oder ist das wegen der vielen Arbeit am Veranstaltungstag komplett unrealistisch?
Wir wollen einen Joker pro Jahr auslosen – also eine beziehungsweise einer von uns darf wohl starten.
Was empfehlt Ihr den Sportlern, die für den Triathlon nach Pellworm kommen? Was sollten sie auf der Insel unbedingt machen?
Zu aller erst: Bleibt länger als nur den einen Tag! Geht an verschiedenen Orten schwimmen, zum Beispiel bei der Anlegestelle Hooger Fähre. Genießt die Ruhe selbst im Hochsommer. Genießt die Natur und unsere schöne Insel. Und wer mehr und länger schwimmen will: sollte unbedingt mal beim Swimcamp mitmachen, das immer in der Woche nach dem Trifun stattfindet.
Blick in die nähere Zukunft: sind auf Pellworm andere Sportveranstaltungen geplant?
Wir haben schon einige: unter anderem ein Wikinger-Schachturnier, das Ringreiten und eine Insel-Fahrrad-Ralley. Ob der Biike-Lauf wieder stattfindet, steht noch nicht fest.
Sind andere Formate möglich, etwa ein Swimrun?
Denkbar ist fast alles. Wir drei sind mit dem Trifun aber voll ausgelastet. Wer Lust hat sich zu engagieren, kann sich auf Pellworm austoben und wird auch viele Unterstützer finden – so wie wir beim Triathlon. Vielen Dank nochmals allen Helfern – und auf den kommenden Trifun Ende August!
Die Fragen hat Martin Tschepe gestellt.
Martin Tschepe, Autor, Fotograf, Swimguide, Waiblinger Straße 47, 71404 Korb, Marstall L8, 71634, Ludwigsburg, Strandweg 6, 25997 Hörnum/Sylt, martin@tschepe.de
22. Trifun: Samstag, 29. August 2026!
Der Triathlon-Opa, seine Enkelinnen und ein Damenrad schreiben Trifun-Geschichte(n)
Karl-Heinz Hölscher hat‘s geschafft. Der knapp 80-Jährige Rentner aus Dortmund strahlt – er ist die 20 Kilometer des Trifun auf Pellworm mit seinem Mountainbike gefahren. Seine Enkelin Madita (16) ist vor dem Triathlon-Opa die 500 Meter im Hafenbecken geschwommen. Und jetzt, während der Großvater an der Hafenkante sehr zufrieden von seinem Wettkampf erzählt, ist Maditas kleine Schwester Lotta (11) auf der abschließenden, fünf Kilometer langen Laufstrecke unterwegs.
Normalerweise, sagt Karl-Heinz Hölscher, komme er an die Nordsee nur um seine Familie zu besuchen, die vor zwei Jahren nach Pellworm gezogen ist – und, ganz wichtig: „um zu entschleunigen“. Diesmal habe er aber beschleunigen müssen, so der rüstige Senior mit einem Augenzwinkern. Der Opa aus dem Ruhrpott ist für seinen Sohn eingesprungen und hat ordentlich Gas gegeben. Mathias Hölscher wäre super gerne wieder mit seinen zwei Töchtern in einer Trifun-Familien-Staffel gestartet. Das war aber diesmal nicht möglich. Denn er hat zusammen mit Simone Jansen und Tina Rathjen die Organisation des Tirfun übernommen und damit den Fortbestand des Kult-Triathlos im Wattenmeer gesichert.
Die Erfinder und langjährigen Macher des Triathlons, Dierk Jensen und Dethlef Dethlefsen, hatten vor gut einem Jahr angekündigt, dass für sie nach 2024 endgültig Schluss sei, nach genau 20 Jahren. Es drohte das Aus für das beliebte Sportevent, eine der größten Veranstaltungen auf Pellworm überhaupt.
Damals hat Simone Jansen ziemlich spontan beschlossen: Sie sucht Mitstreiter und übernimmt. Die 45-Jährige ist ein waschechtes Kind der Insel und arbeitet als Immobilienmaklerin und Versicherungsvermittlerin auf Pellworm. Sie ist gut vernetzt und hat schnell zwei Leute fürs Orga-Team gewonnen: Tina Rathjen, 49, Sportlehrerin auf Pellworm, und Mathias Hölscher, 54. Er lebt seit zwei Jahren mit seiner komplett sportbegeisterten Familie auf der Insel.
Dierk Jensen ist auch happy und sagt: „Schön, dass es weiter geht, dass es nicht mehr an den Initiatoren hängt.“ Der Trifun habe sich als ganz spezielle Sportveranstaltung etabliert, eine Veranstaltung, bei der nach wie vor der Spaß im Vordergrund steht. Ein Wettbewerb, der trotzdem (oder womöglich gerade deshalb) „bundesweit“ beachtet werde. Der Name ist und bleibt Programm: Jeder und jede sei eingeladen, selbst mal mitzumachen und Fun zu haben im Wasser, auf dem Bike und in den Laufschuhen.
Die neuen Macher vermelden für ihren Erstlings-Trifun eine Rekordbeteiligung: rund 260 Einzelstarter und gut drei Dutzend Staffeln, insgesamt etwa 380 gemeldete Sportlerinnen und Sportler. Viele Triathleten kommen extra wegen des Trifun nach Pellworm – und die meisten bringen Begleitpersonen mit. Der Trifun ist seit Jahren auch ein Wirtschaftsfaktor auf der Insel.
Die wahren Helden und Heldinnen des Trifun sind Menschen wie Karl-Heinz Hölscher und seine Enkelinnen. Der Triathlon auf Pellworm schreibt immer wieder seine eigenen kleinen und größeren Geschichten. Eine aktuelle Story vom 21. Trifun ist womöglich die schönste seit langem – Kathrin Friesecke aus Hamburg spielt darin eine von zwei Hauptrollen. Die ambitionierte Triathletin hat auf der Radstrecke bei Kilometer acht an ihrem Rennbike einen platten Reifen. Ihr droht das Aus. Eine Zuschauerin erkennt die Miseren – und hilft. Sie bietet der gestrandeten Sportlerin Ersatz an: ein Damenrad mit Einkaufskorb und auf dem Sattel Fellpolster. Die Triathletin aus der Hansestadt nimmt dankend an, schwingt sich auf das Ersatzrad und kommt freilich deutlich später als geplant, aber komplett zufrieden ins Ziel.
Karl-Heinz Hölscher wartet derweil weiter auf seine Enkelin Lotta und erzählt, dass er schon immer Sport getrieben hat. In der Jugend und als junger Erwachsene spielte er Fußball, später gut 30 Jahre lang Tennis. Seit einiger Zeit fährt er zusammen mit seiner Frau gerne Rad, aber nur zum Spaß an der Freude, mal 20, mal 30 Kilometer. Der Trifun am zweitletzten August-Wochenende: sein aller erster Triathlon. Für die 20 Kilometer lange Bike-Runde auf Pellworm braucht Herr Hölscher 54:30 Minuten. Unter einer Stunde! „Das ist doch toll“, sagt sein Sohn. Der schnellste Mann beim 21. Trifun ist übrigens Benjamin Haas, er benötigt für alle drei Strecken insgesamt 55:38 Minuten. Die schnellste Frau ist Lea Paysen (1:04:05 Stunden). Die schnellste Staffel ist das Team NordSüd (1:01:50) mit dem bis dato ewigen Zweiten in der Team-Wertung, Martin Tschepe, mit René Schlosser und Mischa Kiel.
Eine besondere Geschichte schreibt auch Ulli Frener. Die Pellwormerin ist zum 20. Mal (!) dabei – nur beim aller ersten Trifun war sie nicht am Start. Ulli erklärt nach ihrer Zielankunft: „Es war wieder eine tolle Atmosphäre, für jeden war genug Platz – egal ob Profi oder Freizeitsportler, ob jung oder alt.“ Eine ehemalige top Sportlerin ist erstmals angetreten: die mehrfache deutsche Marathon-Meisterin und 100-Kilometer-Europameisterin Birgit Schönherr-Hölscher, die Mama von Lotta und Madita. Sie erzählt, das sie kaum mehr trainiere, landet in der Wertung Ü50-Frauen trotzdem auf Platz drei. Madita und Lotta sagen im Ziel, dass es „cool“ sei, mit dem Opa in einer Staffel zu starten, das Wasser sei auch „cool“ – Lotta freut sich, dass sie noch ein paar andere Läufer überholen konnte. Und was antwortet der Opa auf diese eine Frage, die am Samstagnachmittag im Ziel ganz oft gestellt wird: Bist Du beim 22. Trifun am 29. August 2026 wieder dabei? „Warum nicht – aber abwarten… in meinem Alter.“ Karl-Heinz Hölscher kommt indes ganz bestimmt schon ganz bald wieder nach Pellworm: Zum Entschleunigen.

Eurer Trifun-Team:

Simone Jansen, Mathias Hölscher, Tina Rathjen



Medienpartner:

Link zu den Ergebnissen:
https://my.raceresult.com/320943/
Link zu den Trifun 2025-Fotos von Nik Meyer

Plakat-Motiv: Karin Gritsch
„Zum Triathlon nach Pellworm“: NORDSEE Podcast hier hören!
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